Pflegekräfte von den Philippinen : Wie Pflegeeinrichtungen um Mitarbeiter ringen
Gangelt In der Pflege werden dringend Mitarbeiter gesucht. Wie ist die Lage im Kreis Heinsberg? Ein Gespräch mit dem Leiter des Katharina-Kasper-Heims Gangelt über Kräfte von den Philippinen, über Praktikanten und Leiharbeiter.
„Die Behauptung, dass Tausende Pflegende in der Pandemie ihren Beruf verlassen haben, ist falsch.“ Josef Aretz, Einrichtungsleiter des Katharina-Kasper-Heims in Gangelt, berichtet vielmehr von einer hohen Zahl Mitarbeiter, die im Beruf geblieben sind. „Das war natürlich beispielsweise in der Gastronomie anders. Da wurden die Betriebe geschlossen, da mussten die Mitarbeiter sich neu orientieren.“
Natürlich sorgten die Auflagen gerade rund um das Gesundheitswesen für deutlich erschwerte Arbeitsbedingungen. Doch „trotz Pandemie würden sich viele unserer Mitarbeiter wieder für diesen Beruf entscheiden“, berichtet Aretz von seinen Erfahrungen aus dem eigenen Team. Wenn es auch bei der Katharina Kaspar ViaNobis gut aussieht, darf das natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch dort wie vielerorts in der Pflege händeringend Mitarbeiter gesucht werden.
Das Werben fängt schon bei denen an, die nach oder während der Schulausbildung in die vielfältigen Möglichkeiten rund um die Pflegeberufe hereinschnuppern wollen. „Praktikanten rollen wir den roten Teppich aus und behandeln sie vom ersten Tag an wie künftige Mitarbeiter.“ Aretz habe die Erfahrung gemacht, dass junge Mitarbeiter großen Wert auf eine gute Einarbeitung und eine intensive Berufsbegleitung in der Anfangszeit legen. Ihnen wie auch den Auszubildenden werden sogenannte Kümmerer zur Seite gestellt, die Ansprechpartner für alle Belange sind.
Dabei sei es der Einrichtung wichtig, neuen Mitarbeitern die Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit zu vermitteln und aufzuzeigen, dass die Tätigkeit in einem Pflegeberuf einen „absolut sicheren Arbeitsplatz bedeutet“, wie Aretz betont. Man unterliege den Richtlinien für Arbeitsverträge in den Einrichtungen des Deutschen Caritasverbandes – „ein sehr guter Tarif.“
Josef Aretz bezieht sich auch auf Professor Dr. Michael Isfort vom Deutschen Institut für Pflegeforschung, der die These vertritt, dass zur Pflegeausbildung unbedingt auch die Pflegebindung gehört. Die Einrichtungen, die das beherzigen, schaffen es seinen Worten nach, dass Menschen in den Einrichtungen nicht nur ihre Ausbildung machen, sondern danach auch im Betrieb bleiben.
Die Generation der Babyboomer – Menschen, die zu Zeiten der steigenden Geburtenraten von etwa 1946 bis 1964 geboren wurden – spielen aktuell in allen Branchen eine große Rolle. Ihr Berufsleben nähert sich allmählich dem Ende. Auch in der Pflege wird in vier bis fünf Jahren eine große Verrentungswelle einsetzen. „In den Gesundheitsberufen gibt es zwar einen Personalaufbau, der nach aktuellem Stand aber nur den zusätzlichen Bedarf deckt, nicht die Mitarbeiter, die uns altersbedingt verlassen“, sagt Josef Aretz.
Pflegekräfte von den Philippinen
Durch das zertifizierte Institut der Alexianer – dem Hauptgesellschafter der Dernbacher Gruppe Katharina Kasper in Hückelhoven – werden nun verstärkt Pflegekräfte von den Philippinen nach Deutschland geholt. Zwei dieser Kräfte arbeiten schon in Viersen, wo sie allerdings noch die Prüfung als Pflegefachkraft ablegen müssen. Hier seien rund sechs Monate Vorbereitung nötig. „Die Philippinen bilden seit langem Pflegekräfte über den eigenen Landesbedarf hinaus aus“, erläutert Aretz. „Die sind sehr gut ausgebildet und ziehen dann in die Welt, um Devisen ins Land zu bringen.“ Ob da dann in Deutschland noch eine zusätzliche Prüfung nötig ist, stellt er in Frage.
Andere Wege gehe man bei indischen Mitarbeitern. Jeweils zwei kommen nach Gangelt und Viersen, wo sie ein freiwilliges soziales Jahr absolvieren. „Wir setzen alles daran, dass sie danach bei uns in die Ausbildung gehen.“ Ihnen werde Wohnraum kostenlos zur Verfügung gestellt.
Leiharbeit ist in der Pflege wie in anderen Berufszweigen ein leidiges Thema. „Ohne den Einsatz von Leiharbeitern wäre in vielen Pflegeeinrichtungen die Versorgungssicherheit nicht mehr zu gewährleisten“, erklärt Aretz. Deren dauerhafter Einsatz sei aber auch keine Lösung. „Die festen Mitarbeiter der Einrichtungen sind dann frustriert, weil sie oft die unattraktiven Schichten übernehmen müssen, die Leiharbeiter in ihren Verträgen nicht akzeptieren.“
Zudem erhielten Leiharbeiter mehr Lohn als festanstellte Mitarbeiter. Das seien aber zusätzliche Personalkosten, die sich über den Pflegesatz nicht refinanzieren ließen. Irgendwann sei es dann für den Träger nicht mehr rentabel, alle Betten zu belegen. Ein Dilemma, das am Ende auf Kosten derer geht, die dringend einen Pflegeplatz suchen.