20-jähriges Bestehen : Vocalensemble hat keine Angst vor den großen Werken von Bach

Das „Vocalensemble“ der Evangelischen Kantorei Eschweiler besteht seit 20 Jahren. Das wird an diesem Samstag in der Dreieinigkeitskirche ordentlich gefeiert.

Das bisherige Gesamtwerk der Gesangsgemeinschaft lässt aufhorchen: Auf der „Haben-Seite“ stehen unter anderem das Weihnachtsoratorium (2012) und die h-Moll-Messe (2015 - 2017) von Johann Sebastian Bach. Dabei verlief die Startphase seit der Gründung im Jahr 2003 durchaus mühsam. Doch von Hindernissen ließen sich die Sängerinnen und Sänger des von Kantor Gerhard Behrens ins Leben gerufenen Chors nicht aufhalten.

In diesen Wochen blickt das Vocalensemble der Evangelischen Kantorei Eschweiler nun auf sein 20-jähriges Bestehen zurück. Dies wird an diesem Samstag gefeiert mit weiteren Chören der Evangelischen Kirchengemeinde sowie Instrumentalsolisten im Rahmen einer Sommer-Serenade in der Dreieinigkeitskirche.

Tenor Markus Paulmann ist überzeugt: „Alle Sängerinnen und Sänger unseres Chors haben in den zurückliegenden Jahren enorm an ihren Stimmen gearbeitet und diese auch deutlich verbessert.“ Paulmann selbst stieß vor 19 Jahren in einer Phase hinzu, in der sich der Chor noch im Aufbau befand. „Nach der Etablierung des Gospelchors ‚Trinity Gospel Company‘ lautete das Ziel, nun auch ein polyphones, also mehrstimmiges Ensemble für traditionelle Chormusik zu präsentieren“, blickt Gerhard Behrens zurück.

Mit vier oder fünf Personen nahm das Unterfangen seinen Anfang. Zunächst standen vor allem Motetten auf dem Programm. „Bis zum ersten Kantaten-Gottesdienst hat es sieben Jahre gedauert“, berichtet der Kantor und unterstreicht damit, wie viel Gesangstraining erforderlich ist, um ein Werk der Öffentlichkeit präsentieren zu können. Für diese Aussage erntet er zustimmendes Kopfnicken von den Sängerinnen und Sängern des Ensembles, zu dem auch Cornelia Schwarz-Miseré, Christiane Linnartz, Cornelia Schmidt, Elisabeth Raasch, Margeth Böhland, Uli Sonntag und Helmut Stöckmann gehören. Frauen und Männer, die bereits vor ihrer Mitgliedschaft Erfahrung in anderen Chören sammelten und auch deshalb nicht erschraken, als ihr Chorleiter die Idee entwickelte, monumentale Werke der klassischen Kirchenmusik dem Publikum aus Eschweiler und der Region zu präsentieren. „Die Sängerinnen und Sänger dieses Chors eint unter anderem, dass wir alle die Musik von Bach sehr mögen und uns gerne an seine Werke heranwagen“, lässt Markus Paulmann wissen.

Nach der erfolgreichen Aufführung des Weihnachtsoratoriums ließ sich das Vocalensemble mit der Erarbeitung der „Messe in h-Moll“, die laut Gerhard Behrens von „enorm schwierigen Chorsätzen“ geprägt ist, auf eine wohl noch größere Herausforderung ein. Drei Jahre mit zunächst partiellen Aufführungen nahm das Projekt in Anspruch.

Am 23. September 2017, quasi als Höhepunkt des Luther-Jahres, präsentierte das Ensemble dann in der Dreieinigkeitskirche, unterstützt von einem weiteren Chor und einem Orchester, das gesamte Werk und erntete Ovationen aus dem Publikum. „Ein großes Verdienst unseres Chorleiters, der es immer wieder schafft, großartige Instrumentalisten, Gesangssolisten und Chöre zur Unterstützung unseres überschaubaren Ensembles nach Eschweiler zu holen“, machen die Chormitglieder ihrem Kantor unisono ein großes Kompliment. „Es bereitet eine tiefe Erfüllung, in der wunderbaren Dreieinigkeitskirche mit ihrer großartigen Akustik und einer traumhaften Orgel Lieder anzustimmen“, bringt Cornelia Schwarz-Miseré ihre Gefühle zum Ausdruck.

Wobei das breit gefächerte Repertoire des Ensembles auch weltliche Werke enthält. „Auch, um hin und wieder aus den Fängen der ganz großen Werke herauszukommen“, schmunzelt Christiane Linnartz. So wird das Vocalensemble während der Sommer-Serenade am Samstag unter anderem einen Sprechgesang zum Thema „Mengenangaben“ anstimmen. Doch die Planungen gehen im Jubiläumsjahr darüber hinaus. Aktuell erarbeiten die Sängerinnen und Sänger die Kantate „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit“ („Actus tragicus“) von Johann Sebastian Bach, die während des Kantatengottesdienstes am Ewigkeitssonntag (26. November) zur Aufführung kommen wird.

Der Blick in die mittelbare Zukunft des Vocalensembles hinterlässt bei Kantor Gerhard Behrens sowie den Sängerinnen und Sängern allerdings die eine oder andere Sorgenfalte. Bestand der Chor zu seinen Hochzeiten während und im Anschluss an das Projekt „Messe in h-Moll“ aus bis zu 17 Mitgliedern, ist die Zahl inzwischen auf acht gesunken. „Damit ist vieles auf Kante genäht“, bringt der Chorleiter die Situation auf den Punkt.

Gemeinsam mit seinem Ensemble hofft der Kirchenmusiker auf zahlreiche Besucher und Zuhörer der Sommer-Serenade. Und vielleicht ist ja der eine oder andere Gast dabei, der sich von der beeindruckenden Atmosphäre eines Konzerts in der Dreieinigkeitskirche „einfangen“ lässt und Teil des Vocalensembles der Evangelischen Kantorei Eschweiler werden möchte.

Geprobt wird übrigens einmal pro Woche – dienstags ab 20 Uhr im Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde an der Moltkestraße 3. Weitere Informationen gibt es aufwww.ev-kirche-eschweiler.de.