Enkeltrick verhindert : Aufmerksamer Taxifahrer erhält Bürgerpreis für Zivilcourage

Sich für ihre Mitmenschen einsetzen und Straftaten verhindern: Das sind Gründe, mit dem Ehrenamtspreis ausgezeichnet zu werden.

Er hat nachgefragt und zugehört. Er hat sich gekümmert und damit verhindert, dass eine alte Dame um 30.000 Euro erleichtert wurde. Bernd Weyand, Taxifahrer aus Stolberg, hat offensichtlich alles richtig gemacht. Sein Einsatz verhinderte, dass sein Fahrgast Opfer des Enkeltricks wurde.

Dafür wurde Weyand jetzt mit dem Bürgerpreis für Zivilcourage ausgezeichnet. Der Preis ist mit 500 Euro dotiert, dazu gibt es eine Urkunde und eine hölzerne Polizeikelle. Und da der Anlass nach Meinung aller Beteiligten ein ganz besonderer ist, fand die Preisverleihung feierlich im Ballsaal des Alten Kurhauses statt.

Denn Zivilcourage ist ein wesentlicher Pfeiler des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Da waren sich alle einig. Vor allem Polizeipräsident Dirk Weinspach hob im Dialog mit Kreisdirektorin Birgit Nolte hervor, dass die Polizei ohne Hilfe der Bevölkerung kaum ihrer Aufgabe gerecht werden könne.

„Zivilcourage bedeutet aber nicht, unkalkulierbare Risiken einzugehen“, betonte er. Entscheidend sei der Mut, Verantwortung zu übernehmen und nicht aus Bequemlichkeit wegzuschauen.

Genau hingesehen hat auch die zweite Preisträgerin des Abends: Die junge Frau kam gerade von der Arbeit und wollte in einem kleinen Geschäft noch etwas einkaufen, als ihr ein Mann auffiel, der sich etwas seltsam benahm.

Er suchte zunächst die Nähe zu einem kleinen Mädchen, später dann zu einem Jungen. Den hatte er schon erfolgreich abgedrängt, um ihn anfassen zu können. Die Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, schritt ein und alarmierte gemeinsam mit der Filialleiterin die Polizei. Beide sorgten dafür, dass der Mann sich nicht aus dem Staub machen konnte.

Ein so beherztes Vorgehen kann dann auch Alfred Wings, Leiter des Kommissariats für Sexualdelikte, nur in den höchsten Tönen loben. Ein solch verantwortungsvolles Handeln sei notwendig, um die Polizei zu unterstützen. „Die Polizei kann vieles, aber eben nicht alles“, betonte er. Die herbeigerufenen Beamten konnten so einen Mann dingfest machen, der in der Vergangenheit immer wieder durch Sexualdelikte aufgefallen war.

Der Held und die Heldin des Tages gaben sich derweil bescheiden. „Ich weiß gar nicht so genau, warum ich hier bin“, ließ der Taxifahrer verlauten. Das, was er getan habe, sei doch selbstverständlich. So selbstverständlich dann aber wohl doch nicht – da waren sich alle Anwesenden einig.

Bürgermeisterin Hilde Scheidt, Michael Ziemons, Dezernent für Soziales und Gesundheit der Städteregion Aachen, Polizeipräsident Dirk Weinspach, Kreisdirektorin Birgit Nolte, Theo Steinröx, ehemaliger Bürgermeister von Monschau, und Kommissariatsleiter Alfred Wings zeichneten gemeinsam ein Bild von einer Gesellschaft, die auf das beherzte Handeln ihrer Bürgerinnen und Bürger angewiesen ist.

In Gefahr bringen sollte sich dabei aber niemand: „Zücken Sie das Handy, filmen sie Situationen, die auffällig erscheinen und scheuen Sie sich niemals, die 110 anzurufen“, meinte Steinröx in einer Auflistung all der Dinge, die jeder Einzelne tun kann, um Straftaten zu verhindern oder doch zumindest zu dokumentieren. „Denn die Polizei ist immer auf Zeugenaussagen angewiesen, um Tathergänge zu klären“, sagte er.

Damit dieser Preis der „Wertschätzung und Anerkennung“ auch einen würdigen Rahmen fand, haben sich die Organisatoren ordentlich ins Zeug gelegt. Lena Savelsberg und Thomas Hinz führten als Moderatorenteam durch den Abend. Der „singende Kommissar“ Oliver Schmitt und der Pianist Tim Schroif gaben dem Abend den festlichen Touch, den es brauchte, um ihn zu etwas ganz Besonderem zu machen. Laut Kreisdirektorin Birgit Nolte ist gerade das so wichtig. Die Preisvergabe mache deutlich, welch große Bedeutung der Zivilcourage zukomme.